Zwei Städte, eine Zukunft: Planerwerkstatt gibt richtungsweisende Impulse
Die BUGA29 ist mehr als ein großes Sommerfest 2029 im Welterbe Oberes Mittelrheintal. Sie schlägt Brücken zur Zukunft, um die Region weit darüber hinaus zu entwickeln. Deutlich wird dies am Beispiel der Internationalen Planerwerkstatt zur städtischen Entwicklung der Schwesterstädte St. Goar und St. Goarshausen.
16 Landschaftsarchitekten, Stadtplanerinnen, Verkehrsplaner sowie Tourismus- und Wirtschaftsexperten aus Deutschland, den Niederlanden und Dänemark arbeiten an zwei zentralen Aufgabenstellungen: Die Ziele sind, einerseits die langfristige Lebensqualität in den urbanen Räumen zu verbessern und andererseits Visionen und Ideen für die BUGA29 zu entwickeln.
Der perfekte BUGA-Tag und nachhaltige Entwicklung
Die beiden Städte St. Goar und St. Goarshausen sind mit der Burg Rheinfels und dem Kultur- und Landschaftspark Loreley das Herzstück des Oberen Mittelrheintals und der BUGA29. Es geht also darum, richtungsweisende Ideen zu entwickeln, wie der perfekte BUGA-Tag in den beiden Städten aussehen kann. Darüber hinaus geht es um eine nachhaltige und langfristige Stadtentwicklung für die kommenden Jahrzehnte.
Vertreten bei der Planerwerkstatt sind die Büros Gehl People (Kopenhagen, New York, San Franzisco, De Zwarte Hond (Köln, Rotterdam, Berlin) und Agence Ter (Karlsruhe). Nach einem dreitägigen Workshop wurden die Zwischenergebnisse bei einem Symposium mit mehr als 100 Gästen präsentiert. Die Büros haben nun bis Ende November Zeit, ihre Ergebnisse zu konkretisieren.
Bürger beteiligt
BUGA29-Geschäftsführer Sven Stimac hebt bei seiner Begrüßung zum Symposium hervor, welche umfassenden Chancen sich für die Region im Zuge der Bundesgartenschau 2029 und darüber hinaus eröffnen. Vom Input internationaler Experten aus unterschiedlichen Perspektiven seien die besten Lösungen zu erwarten. Vor dem Start des Workshops hatte das Team BUGA29 etwa 200 Bürger aus beiden Städten nach ihren Wünschen befragt und diese den Planern zur Verfügung gestellt. Thomas Wirth vom Büro arc:grün, der das Symposium moderierte, kündigt an, dass es eine umfassende Dokumentation der Ergebnisse und weitere Bürgerbeteiligungen geben wird.
Region wieder bewegen
Dass die Region Mittelrhein in Bezug auf Natur, Kulturlandschaft und Kulturdenkmälern großes Potenzial hat, darin waren sich die teilnehmenden Büros einig. Gleichzeitig verwundert waren sie über zahlreiche Probleme, deren Ursache ein offenbar jahrelanger Stillstand ist. Außerdem fehlt ein geeignetes Leit- und Informationssystem für Gäste. Wie kann also kann die Region wieder in Bewegung kommen?
Gerne Gastgeber sein
Laut Rasmus Duong-Grunnet von Gehl People kann Tourismus ein Treiber für die Entwicklung des lokalen Charakters sowie der örtlichen Dienstleistungen sein und so den Einwohnern zugutekommen. Umgekehrt schafft ein starkes lokales Leben eine Umgebung mit Aktivitäten, die Authentizität bieten und einzigartige Erlebnisse für Besucher schaffen. Um die Ziele zu erreichen, gehe es grundsätzlich darum, dass die Bewohner gerne Gastgeber sind. Dazu gebe es bereits positive Ansätze, denn die Einwohner seien stolz auf ihr Tal, die Natur und die Kulturlandschaft. Aber man müsse das Alltagsleben in den Städten schön und lebendig gestalten, „den gemeinsamen Alltag feiern“.
Stärker vernetzen
Das Büro Agence Ter sieht eine Lösung ebenfalls in einer weiter zu pflegenden Gastgeberkultur. Dazu müssen sich beide Städte innerörtlich in Bezug auf ihre Ikonen und untereinander stärker vernetzen, um ihre Potenziale gemeinsam zu nutzen. Martina Shakya erläutert, dass Gäste nicht zwei getrennte Städte wahrnehmen, sondern eine touristische Destination. Deshalb brauche es gemeinsame Geschichten, die man erzählt, und bessere Verknüpfungen. Verkehrsexperte Daniel Ziegler schlägt deshalb Investitionen in bessere Verbindungen, Bahnhaltepunkte als Willkommensorte, sichere Radwege und intelligente Besucherinformationssysteme vor.
Altstadt „wachküssen“ und Angebote schaffen
Dass für die Entwicklung der beiden Städte mehr als kleine Verschönerungsmaßnahmen nötig sind, erklärt Dr. Wolfgang Haensch von De Zwarte Hond. Dabei gehe es um viele Facetten an Angeboten sowie Qualität und Kreativität in der Gastronomie. Das Büro macht einige konkrete Vorschläge: Die Altstadt in St. Goarshausen müsse unbedingt „wachgeküsst“ und in Richtung Wein und Genuss entwickelt werden. Das Gelände um den Häusener Kran eigne sich hervorragend für Angebote für Familien und Kinder. Prädestiniert für Waren aus regionalen Manufakturen seien leerstehende Ladenlokale in der Heerstraße in St. Goar.
Stadtbürgermeister Falko Hönisch (St. Goar) zieht ein klares Fazit: „Wir brauchen einen Mentalitätswechsel im Tal, um das Rad zu drehen und BUGA-fit zu werden.“ Die Bürger müssten selbst entscheiden, welche Art von Gastgeber man künftig sein wolle. Um das Bewusstsein für neue Angebote und Verbindungen zu schaffen, werde es vor allem Zeit brauchen. Für den Beigeordneten Daniel Daum aus St. Goarshausen sind alle Voraussetzungen für eine positive Zukunft gegeben. Das Tal sei dazu eine „wundervolle Grundlage“.